Samstag, 9. Dezember 2006

zwei gute Tage

Vorgestern hatte wir einen Physiotherapeuten zu Besuch. Er hat uns einen 4-stündigen (ok, war mit Pause - also 3-Stündigen) Vortrag gehalten über Musikerkrankheiten und -probleme (physischer Art). Eigentlich war es nichts großartig Neues, aber es war trotzdem krass, das nochmal alles, was passieren kann, so vor Augen geführt zu bekommen: Krasse Haltungsschäden, Bilder von OPs aufgrund einseitger Belastung abgenutzer Knochen und das heftigste waren kleine Videos von Fallbeispielen fokaler Dystonie (Musikerkrampf, auch als Schreibkrampf bekannt) - krass, wenn man plötzlich ein paar Finger nicht mehr unter Kontrolle hat. Das hat wirklich wehgetan, mitansehen zu müssen, wie ein junger Pianist, verzweifelt versucht, sein Lieblingsstück zu spielen und zwei seiner Finger einfach nicht mehr reagieren.
Oder als er von einem Gitarristen berichtet hat mit ähnlichen Problemen, der nach 10 (!) Jahren unermüdlicher Therapie und Übungen machen endlich wieder einigermaßen spielen konnte. Oder von einem Schlagzeuger, der auch nach jahrelanger Arbeit seinen Stock wieder halten und auf recht hohem Niveau spielen konnte. Trotz jahrelangen Durchhaltevermögens, jahrelangen Kämpfens ist er dann doch nicht damit fertig geworden, dass er das Level, auf dem er sich vor der Krankheit befand, nicht mehr erreichen konnte und hat schließlich doch ganz aufgehört zu spielen!
Puh, danach hat mir alles wehgetan und den Gedanken, vielleicht doch noch umzusatteln, bevor so was passiert, konnte ich mir auch nicht verkneifen...
Aber ich denke, man kann das alles nicht oft genug hören. Schließlich gibt es ja doch einige Dinge, die man zur Vorbeugung tun kann. Darüber hat er natürlich auch noch gesprochen.

Nachmittags hatte ich dann noch eine Alexandertechnik-Stunde in Kuopio - eigentlich schon bekloppt, insgesamt 6 Stunden unterwegs zu sein für gerade mal 35 min Unterricht (naja, meistens macht sie etwas länger), vom Geld mal ganz zu schweigen... Aber es hat sich mal wieder gelohnt :-)

Mindestens genauso lohnend war dann gestern die Einzelstunde bei dem Physiotherapeuten. Ich war erst gar nicht so sicher, ob ich da überhaupt hingehen sollte und was ich eigentlich von ihm wollte, aber schließlich habe ich doch sehr viel gelernt und mir ist so einiges klarer geworden.

Das war mal eine wirklich tolle, lohnenswerte Aktion von unserer Chefin!!!
Chikatze - 9. Dezember, 15:46

Oh ja, das find ich auch eine gute Sache im Orchester! Toll.
(hihi, weißt Du noch- über das Thema hab ich doch damals meine Diplomarbeit geschrieben...)
Was? Deine AT-Lehrerin macht nur 35 Minuten? Ist ja krass. Peter hat damals immer ungefähr 90 Minuten gemacht.
(Also, eigentlich 60, aber auch immer überzogen...)
Was zahlst Du denn für eine Stunde?
Habe übrigens vor 2 Tagen von "jemandem" die Mediziner-Fachzeitschrift bekommen. Diesmal mit Reisebeilage "Finnland" und Thema der ganzen Zeitschrift "Musikmedizin"!! Sehr interessant.
Und was ich auch spannend fand: Die meisten Krankheiten (vor allem auch psychische!) treten bei Orchestermusikern auf. Am glücklichsten und zufriedensten waren laut Umfragen die Musiker, die eine Arbeit mit hohem pädagogischen Anteil ausüben.
Hat mich sehr gefreut. Und glaube auch inzwischen, daß ich mit Unterrichten sehr viel glücklicher bin als wenn ich im Orchester säße und immer Streß hätte.
Naja, nur Geld verdienen kann man mit Unterrichten nicht. Aber das ist ein anderes Thema.
Und Du magst Unterrichten ja nicht so, oder?

huilususki - 9. Dezember, 17:30

Stimmt, das hatte ich schon wieder ganz vergessen, dass Deine Diplomarbeit darüber war. Hast Du die inzwischen nochmal gelesen? Ist bestimmt spannend nach so langer Zeit. Ich weiss gar nicht, ob ich Deine mal gelesen habe. Ich muss meine auch mal wieder ausgraben :-)
Ja, leider nur 35 min - aber wie gesagt meistens dann doch 45. Ich zahle aber auch 35 Euro - ziemlich viel, finde ich, von den Fahrtkosten ganz zu schweigen. Zum Glück kommt sie ja ab und zu auch hierher. In Dt zahle ich 40 Euro für 45 min.
Von "jemandem" ;-) Lustiger Zufall. Ist schon ein spannendes Thema!
In dem Vortrag hat er auch die ein oder andere Statistik gehabt über Berufsunfähigkeit in verschiedensten Berufen. Die Musiker lagen dabei erstaunlicherweise extrem weit unten. Er meinte, das läge daran, dass Musiker selbst unter Schmerzen auf Teufel komm raus weitermachen - manche bis sie tot umfallen. In jedem anderen Beruf würden die Leute viiiiel früher aufhören und sich Hilfe suchen. Aber "Musiker kennt keinen Schmerz" :-/ Schon krass.

Wenn ich dann bald zurück nach Dt gehe, werde ich mich wohl auch mit Unterrichten über Wasser halten müssen... Inzwischen kann ich mir immerhin vorstellen, dass ich mit der Zeit Spaß dran finden kann. Vorausgesetzt, ich kann noch genug selber spielen. Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass ich immer besser mit dem Orchesterstress umgehen kann und auch das immer mehr Spaß macht.
Aber ich merke, wie ich da allmählich von meiner Fixiertheit wegkomme (endlich!) und (hoffentlich) kein unterrichtender frustrierter, verkappter Orchestermusiker werden muss ;-)
Chikatze - 9. Dezember, 21:36

Ja, hab sie vorgestern nochmal so überflogen. Ist ganz okay, glaube ich. Aber einige Sachen sehe ich heute ganz anders. Bin halt jetzt überzeugt, daß Tai Chi für mich ausreicht! ;-)

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